2/13/2012

Lesebrief zum Haller Tagblatt

Lesebrief zum Haller Tagblatt
(Zeitung der Stadt Schwäbisch Hall)
Zum Lesebrief von Herrn Martin Schneider „Atomkraft, ja bitte“ vom 15.10.2011

Zu meinem Entsetzen las ich in der lokalen Zeitung meiner Stadt einen unglaublichen Leserbrief zu dem obengenannten Thema.  Dieser Herr Schneider, den ich nicht persönlich kenne, behauptete darin, die Atomkraft sei am sichersten, da die Todesrate in der Atomindustrie die niedrigste pro Kilowattstunde Energie sei im Vergleich  zu anderen Kraftwerken!!  Zu dieser absurden Behauptung musste ich unbedingt entgegnen, deshalb schrieb ich den folgenden Leserbrief:


Ich bin sprachlos über den Lesebrief von Herrn Martin Schneider.  Sein Argument, die AKWs seien sicherer als die anderen Kraftwerke, da sie bisher am wenigsten Todesopfer gefordert hätten, ist schlicht einfach absurd.  Er scheint fähig zu sein, ohne ausreichende und richtige Information über die tatsächliche Lage in meiner Heimat oder über die Folgen von Tschernobyl seine Meinung öffentlich zu präsentieren.  Das Unheimliche an der Radioaktivität liegt dabei vor allem darin, da sie auch in einer kleinen Menge die DNA zerstört, dass Strahlenkrankheiten wie Krebs und Leukämie oft erst später und sehr langfristig auftauchen und nachhaltig das Leben vieler quallvoll machen.  In Tschernobyl haben sich die Todesfälle erst fünf Jahre später nach dem Unfall drastisch vermehrt.  Die beschädigte Erbinformation kann vererbt werden, d.h. auch die Kinder, die im Zeitpunkt des Atomunfalls noch nicht geboren oder gezeugt sind, können die Folgeschäden bekommen.  Die durch radioaktive Strahlung kontamierte Erde kann nachhaltig  durch die Bioakkumulation die Pflanzen und Lebewesen mehr und mehr belasten, das Meer, die Luft, das Grundwasser werden dauerhaft verseucht.  Bereits 3% der gesamten Landesfläche Japans ist so weit radioaktiv verseucht wie die nach der Katastrophe von Tschernobyl evakutierten Zonen.  Da die Regierung nicht so eine große Fläche räumen und so viele Menschen umsiedeln kann(will), erhöhen sie den sogenannten Grenzwert, weshalb viele Einwohner noch gezwungen sind, in kontamierten Gebieten zu leben.  Kinder und Jugendliche mit aktiver Zellteilung sind vor allem dabei unsagbarer Gefahr ausgesetzt. Und die AKWs seien „saubere Energie“, weil sie keine CO2 ausstoßen? Seien sie sicherer, da bisher „so wenig Menschen“ daran gestorben sind?  Weit gefehlt!  Auch ohne Unfall lassen die AKWs täglich massenhaft radioaktiven Müll zurück, den wir nicht wissen wohin und wie wir für so eine lange Zeit „unter Kontrolle“ halten sollen, dessen Halbwertzeit teilweise über zwei Millionen Jahren beträgt.   Wir habe bereits unsere Mutter Erde innerhalb kurzer Zeit, seit die Menschen mit der gefährlichen Kernspaltung angefangen haben, kontamiert und müssen diese schwere und schändliche Last unseren Kindern und Enkelkindern überlassen. Die Menschen sind nun mal unfähig, die Radioaktivität zu entgiften.  Die „nur 10%“ von der in Tschernobyl frei gewordenen Radioaktivität? Im Gegensatz zur Reaktorexplosion von Tschernobyl, die nur einmal passiert war, hat Fukushima mehrere Reaktoren und über die genaue Lage von einzelnen Reaktoren weiß keiner Bescheid, da niemand hingehen und untersuchen kann.  Die Gefahr ist gar nicht vorbei, die Radioaktivät tritt immer noch aus und kontamiert weiterhin Boden, Luft, Grundwasser und Meer.  Wie kann Herr Schneider behaupten, es gäbe in Japan keine Todeszone?  „Die Chancen stünden gut, dass das verseuchte Land, gesäubert wird, dass die radioaktiven „hot spots“ entfernt werden können“?  So viel Landfläche mit Wäldern und Bergen kann man nicht „säubern“, und auch die abgetragene Erdschicht würde weiterhin irgendwo verstrahlen.   Das Kühlungssystem, das in havarierten Reaktoren eingesetzt wurde, hat sich bereits als fehlerhaft entpuppt.  Also bitte behaupten Sie nichts, was Sie selber nicht genau wissen können, Herr Schneider!  Die Atomenergie, Nebenprodukt von Atombomben, kann niemals mit Leben vereinbaren, weil die Menschen diese ungeheure Energie nicht beherrschen können, es gibt NIEMALS Sicherheit, was die Atometechnik anbetrifft, und auch keine Menschlichkeit, wenn man sieht, unter was für Arbeitsbeindungen und Gesundheitsfolgeschäden die Arbeiter von Uranabbau oder Atomkraftwerken weltweit leiden.  Warum kann dann die Atomkraft die „einzig realistische Alternative„ sein, das wäre ja nichts anderes als ein Armutszeugnis des Denkens und der Vorstellungskraft.  Es ist eine große Sünde, die Gefahr der Atomenergie zu verharmlosen und die AKWs als sicher zu verkaufen, erst recht nach dem 11.3.2011, der Tag, der meine Heimat verändert hat.

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